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Leistungsangaben von Verstärkern und deren Messverfahren
Die Leistungsfähigkeit und Qualität eines Verstärkers wird gerne nur an dem Kriterium der Ausgangsleistung festgemacht. Dass dabei so wichtige Eigenschaften wie die Kontrolle der EMK (Elektromotorische Kraft) außer Acht gelassen wird, mag ja im einen oder anderen Fall nur klangliche Auswirkungen haben. Bei dem Vergleich von Ausgangsleistungen werden aber leider gerne Werte herangezogen, die erstens ohne Aussagekraft und zweitens ohne jeden Bezug zueinander sind. Und so vergleicht man schnell die berühmten Äpfel und Birnen.
Bittner Audio hat viele Jahre nur eine einzige Leistung benannt: nämlich die Sinus Dauerleistung von 20 Hz bis 20 kHz. Dabei handelt es sich zwar um kein realistisches Musiksignal, aber eine gute Aussage zur Dauerleistungsfähigkeit eines Netzteils und die Effizienz des Verstärkers wird hierdurch erst ermöglicht. Durch einen solchen Test lässt sich sehr leicht herausfinden, ob ein Trafo zu klein dimensioniert ist, das Netzteil zu viel Energie in bloße Wärme umwandelt, die Kühlung nicht ausreichend dimensioniert wurde oder schlichtweg eine ineffiziente Verstärkerschaltung zum Einsatz kam. Dann reicht sehr schnell die Absicherung der Stromversorgung nicht aus oder der Verstärker wird in kurzer Zeit so heiß, dass er thermisch die Segel streicht.
Damit könnte man nun eigentlich sehr zufrieden sein. Lange Zeit galten daher andere Messverfahren als nicht ausreichend oder unprofessionell, obwohl dieses Messverfahren alle neuen Entwicklungen außer Acht lässt. Das gilt insbesondere für Hochleistungsverstärker, wie sie heute für zahlreiche Anwendungen gebraucht werden. Und gerade die extremen Leistungen stellen ein Problem dar: wie bitte soll die erfolgreiche Leistung für einen 4 KW Verstärker mit einem Wirkungsgrad von z.B. rund 70 Prozent über alles einer „normalen“ Stromleitung entnommen werden? Hier fließen nämlich schnell mehr als 5700 Watt, was einer Stromstärke von etwa 25 A entspricht. Falls also die gesamte Leistung dauerhaft benötigt wird, dürfte eine höhere Absicherung nötig werden – falls das überhaupt noch im Rahen der Legalität möglich ist.
Wie kommt es dann, dass solche Hochleistungsverstärker überhaupt an einer normal abgesicherten Netzleistung betrieben werden können? Die Antwort ist einfach: weil selbst hochkomprimierte Musik, aber auch Alarmierungssignale keiner Vollaussteuerung mit einem Sinussignal gleich- kommen.
Da haben sich die Hersteller von Leistungsstufen dazu entschlossen, folgende Werte anzugeben: Die sogenannte Vollaussteuerung erfolgt mit einem 1kHz Sinus Burst, also einem Sinussignal, welches für 33,3 ms eingeschaltet und anschließend für 66,6 ms ausgeschaltet ist. Hierdurch steigen die Leistungsangaben erstens signifikant an, und zweitens überlastet man das Netz nicht. Als Sinus-Dauerleistung wählt man dann den 1/8-, bzw. 1/3-Lastwert.
Das heißt nicht anderes, als dass die Endstufe überaus beeindruckende Werte erhält, die aber einer Dauerhöchstlastüberprüfung nicht standhalten.
So leistet also ein mit 2000 Watt pro Kanal spezifizierter Verstärker nur noch etwa 650 Watt (1/3 Last) bzw. 250 Watt (1/8 Last). So sehr diese Werte der realen Anwendung auch entsprechen mögen, so groß wird die Verwirrung, wenn verschiedene Hersteller miteinander verglichen wer- den, da nicht alle nach dem oben erläuterten Prinzip verfahren und somit bessere oder schlechtere Daten abliefern, obwohl die tatsächliche Leistungsfähigkeit eine andere ist. Man sollte außerdem nicht vergessen, dass es sich bei dieser Art von Geräten um Arbeitsmittel handelt, die auf einen dauerhaften Einsatz ausgelegt sind.
Bittner Audio erstellt ab sofort alle Werte im gewohnten Format, also Sinus-Dauerleistung, um die Standfestigkeit der Produkte zu demonstrieren. Zusätzlich werden aber nun auch Sinus-Burst Messungen (33,3/66,6ms) herangezogen, um eine bessere Vergleichsmöglichkeit zu schaffen.
Vorsicht ist bei diesen Werten nur dann geboten, wenn Netzteile oder unterbrechungsfreie Stromversorgungen dimensioniert werden müssen. Wir empfehlen für diesen Fall die 1/8- bzw. im schlechtesten Falle 1/3- Lastwerte als Grundlage heranzuziehen. Dies gilt auch zur Bestimmung der Kühlleistung bei klimatisierten Technikräumen.
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- Joachim Schwarz
September 2007
- Joachim Schwarz